Via Rhôna: radeln in Ferien-Takt
von Montélimar nach Avignon
Ich habe in meinem Leben viel gesehen: Gabun, USA, Thailand, Indien, Korea, … Nach mehreren Radreiseforen und wachsendem Umweltbewusstsein beschloss ich, dieses Jahr auf eine andere Art zu verreisen und mit meinem Mann ein neues Abenteuer zu wagen.
Los geht‘s vor meiner Haustür am Freitag um 9 Uhr zu einer 3-tägigen Radtour zu zweit auf der Via-Rhôna-Etappe Montélimar-Avignon.
facile
intermédiaire
difficile
Dauer:
3 Tage
Entfernung:
97 km
Praxis:
Radtour
Typ:
Hin-und Rückfahrt
Parkplatz:
kostenlos
Tag 1: von Montélimar nach Lapalud
Wir nehmen mit unseren Rädern und gut ausgerüsteten Satteltaschen den Regionalzug nach Montélimar. 3 Stunden und ein nach Urlaub schmeckendes Mittagessen später gelangen wir auf die Strecke nach Viviers und Bourg Saint-Andéol. Überraschung! Hier sind die Weiten der duftenden Lavendelfelder, die sich zum Zirpen der Grillen wiegen. Wie gut die Provence duftet! Gegen 16 Uhr kommen wir zur Ferme Terre Bio Provence in Lapalud, wo wir die Nacht verbringen. Evelyne und Richard, unsere herzlichen Gastgeber am Bauernhof, die Erfahrung mit sanften Radwanderungen haben, sind Experten für die Via Rhona. Wir stellen unser Biwakzelt gratis in ihrem Garten auf. Gegen Entrichtung von 5 € haben wir auch einen Pool! Wohlverdientes Nichtstun nach dieser ersten Radstrecke. Nach 35 km zurück zum Ursprung und den kleinen Freuden in der Ruhe dieser Orte. Ich beende den Tag mit einem guten Buch zwischen Pool und Hängematte sowie Hühnern und Schafen.
Am Abend teilen wir ein geselliges Essen mit 3 Dreißigjährigen aus Nantes, die mit dem Rad nach Spanien fahren, und 2 deutschen Rentnerehepaaren, die über die Via Rhona zum Meer wollen. Wir plaudern über Zwischenfälle und gute Tipps für die Fahrt. Die Erinnerung an die Unannehmlichkeiten des Sattels für unser Gesäß sorgt für Heiterkeit! Hier finde ich nun die Freuden des Reisens wieder. Nichts ist im Vorhinein festgelegt und zufällige Begegnungen führen zu denkwürdigen Erinnerungen. Was zählt, ist zusammen zu sein.
Kurz gesagt
Garantierter Tapetenwechsel nach diesem ersten Tag! Dank der frischen Luft und dem gleichmäßigen Treten der Pedale konnten wir schnell abschalten. Wir sind entspannt und ausgepumpt!
Tag 2 Vormittag: von Lapalud nach Mornas – Festung und CNR
10 Uhr: Start zur 36-km-Strecke Richtung Orange, 7 km von Caderousse entfernt
Nach einem reichhaltigen Frühstück geht‘s weiter durch Sonnenblumenfelder, wo uns die Feldarbeiter nach dem Canal de Donzère begrüßen.
Im Blickfeld ist die Festung Mornas, die majestätisch auf einem 137 m hohen Felsvorsprung thront. Uneinnehmbar? Wir beschließen, sie zu besichtigen und geben unsere Satteltaschen in der Gepäckaufbewahrung des Tourismusbüros ab. Die Steigung ist mühsam… Bei der Besichtigung lernen wir die Funktionen der Festung im Laufe der Jahrhunderte kennen, ihre Verbindung mit der Rhône, die am Fuße des Felsen gelegen eine Grenze und eine zu überwachende Verkehrsachse darstellte. Von bestimmten Stellen der Befestigung aus hat man atemberaubende Ausblicke über das ganze Tal. Das ist DER ideale Picknickplatz! Nach der Pause ziehen uns die Ufer der Rhône auf dem Grünen Weg an.
Der Umweg lohnt sich
10 km von Lapalud entfernt kann das Wasserkraftwerk der Compagnie Nationale du Rhône(gegen Voranmeldung) besichtigt werden, um die Bedeutung des Flusses für das Tal und als Stromlieferant zu entdecken.
Highlight: Das Tourismusbüro in Mornas verfügt über eine Gepäckaufbewahrung und Bosch-Ladestationen für E-Bikes.
Tag 2 Nachmittag: von Mornas nach Orange – Bademöglichkeit und kulturelle Besichtigungen
Gut zu wissen
Auf einem Rundgang kann man die Geschichte und das architektonische Erbe von Caderousse erkunden, insbesondere seine Rolle bei der Befreiung von 1944.
Im Freizeitpark Wam Park
Photovoltaikanlagen weisen darauf hin, dass wir uns Gewässern nähern. Wir verlassen den Grünen Weg und es taucht ein zweiter Teich auf, wo sich der Wam Park (aufblasbare Attraktionen, Surfen mit Seilrutsche) befindet. Eine Pause zum Baden ist Pflicht, also umziehen! Dann fahren wir die Rhône bis Caderousse entlang, wo ein Zwischenstopp angezeigt ist.
Der Ort ist ruhig und voller Charme, mit einem hübschen Rathausturm und einem imposanten Damm gegen Überschwemmungen des Flusses. In den Gässchen entdecke ich die Saint-Michel Kirche mit ihrem Platz, dem Glockenturm und schönen Arkaden. Authentisch!
In Orange gibt es den Triumphbogen, das antike Theater und dessen monumentale Wand, vor der wir ganz winzig sind. Vom Saint-Eutrope Hügel oberhalb der Stadt sieht man am Abend die in Orange getauchten Ziegeldächer und das Theater. Der Name der Stadt ergibt jetzt einen Sinn und ich lerne ihre Geschichte kennen, die mit den Prinzen Oranien-Nassau verbunden ist.
10 Uhr. Also brechen wir zur letzten Etappe nach Avignon, unserem Ziel, auf! 36 km und eine Etappe für den Geschmackssinn
10 Uhr. Also brechen wir zur letzten Etappe nach Avignon, unserem Ziel, auf! 36 km und eine Etappe für den Geschmackssinn
Zahlreiche gemeinsame Rad- und Fußwege führen problemlos aus Orange hinaus. Nach 10 km sind wir wieder auf der Strecke, wo die Straße ansteigt. Mit den Satteltaschen schwierig! Die Radtour muss man sich verdienen. Deshalb entscheide ich mich für den Anstieg im Schneckengang. Regelmäßiges Posieren. Die Landschaft verändert sich, überall sind Weingärten und die Straße ist mit „Châteaux“ und Weingütern versehen. Von oben ist das Panorama herrlich und die kurvige Straße führt in ein Meer aus Reben und Kieselsteinen, mit dem Rhônetal und dem Fluss unterhalb. Die Aussicht ist umwerfend!
Eine ordentliche Abfahrt kündigt die Ankunft in Châteauneuf-du-Pape an. Das Labyrinth der gepflasterten Gässchen lädt zu einem Spaziergang ein. Wir fahren zu den Überresten des Schlosses hinauf. Trotz der mühsamen Steigung ist es herrlich: der Ventoux, die Dentelles, das ganze Weinbaugebiet der Côtes du Rhône und das Tal, Avignon dort unten, das wir am Horizont erahnen. Als wir wieder hinab fahren, bleiben wir bei Vinadéa stehen, wo uns eine Verkostung von AOC-Weinen angeboten wird. Also nutzen wir diese: es stimmt, diese tanninhaltigen Rotweine sind charaktervoll! Die Pause hat sich gelohnt. Wir fahren auf einer provisorischen Strecke unterhalb des Dorfes auf einer kleinen, von Mohn gesäumten Weinstraße zurück, wo wir geschäftigen Winzern auf ihren Traktoren begegnen. Das authentische Leben! Auch mit größerem Abstand ist der Blick auf das Dorf wunderbar.
Tag 3 Nachmittag: von Châteauneuf-du-Pape nach Avignon
Wir verlassen die Weingärten und finden uns im Schatten und der Kühle eines Rhône-Armes wieder, wo wir an der Passerelle des arméniers, einer tollen Hängebrücke, vorbeikommen. Auf der Oiselay-Insel ist ein Picknick ein Muss.
Wir fahren auf der Straße Richtung Sorgues weiter, immer noch auf der provisorischen Strecke. Dann kommt nach 5 km ein Gewerbegebiet. Größte Vorsicht ist geboten. Bemühungen zur Verbesserung der Sicherheit sind vorhanden, aber glücklicherweise handelt es sich um eine provisorische Strecke. Ich rate Familien mit Kindern von diesem Streckenteil ab und empfehle ihnen, den Zug nach Sorgues zu nehmen.
In Pontet ist das GPS unerlässlich. Nach dem Stadtzentrum sind wir wieder auf einem Grünen Weg entlang dem Kanal und einem sehr netten bewaldeten Park. Nach 7 km kommen wir zu den Stadtmauern von Avignon, an denen ein schöner Radweg entlang führt. Da sind wir! Wir haben es geschafft!
Welche Belohnung, das Ziel mit der Kraft der Waden zu erreichen, und dem Willen anzukommen! Ich bin stolz auf mich.
Für diese letzte Nacht haben wir eine Unterkunft auf der Barthelasse, der größten Flussinsel Europas. Am Papstpalast vorbei und schon sind wir auf der Insel. Der rötliche Sonnenuntergang auf der Brücke von Avignon, die Stadt, die Mäander der Rhône und der Ventoux werden mir dauerhaft in Erinnerung bleiben.
Gute Adressen zum Abendessen
Die Guinguette oder die Péniche Vinotage.
Unser Tipp
Für Ihre Rundfahrt über die Via Rhôna
Befahren Sie die Via Rhôna lieber Richtung Süden! Der Mistral ist in diese Richtung Ihr Verbündeter. Beachten Sie vor dem Losfahren den Wind. Im Herbst und Frühling, wenn der Mistral sehr stark ist, kann die flache Strecke unangenehm werden, da man die Kälte stärker spürt.